Die SARS-CoV2-Pandemie: Herausforderung fürs Gesundheitspersonal – mit Folgen

Neu, bedrohlich, intensiv – quasi über Nacht mussten sich Gesundheitssysteme mit der Corona-Pandemie auseinandersetzen. Für viele Beschäftigte hatte das psychische Konsequenzen.

Die SARS-CoV2-Pandemie hat uns auf verschiedenen Ebenen vor große Herausforderungen gestellt. Die öffentlichen Gesundheitssysteme waren weltweit in besonderem Maß betroffen: Plötzlich mussten sie eine Situation meistern, mit der die allermeisten keine Erfahrung hatten, den Erreger kennenlernen, Behandlungen und Präventionsmaßnahmen quasi über Nacht entwickeln und etablieren. Das Gesundheitspersonal sah sich direkt konfrontiert mit einer Krankheit, die die eigene Gesundheit als auch die der Behandelten bedrohte. Welche Folgen hat das für ihre Psyche? Ein systematisches Literaturreview hat Studien zu posttraumatischen Stress-Symptomen (PTSS) bei Gesundheitspersonal zusammengetragen – und teilweise Erstaunliches gefunden.

Frauen, junge Menschen, allein Lebende sowie Beschäftigte mit geringer medizinischer Ausbildung und/oder Berufserfahrung haben demnach das höchste Risiko für PTSS. Gut ausgebildetes Pflegepersonal hatte sogar dann ein geringeres Risiko als kaum qualifiziertes, wenn es an vorderster Front kämpfte und die geringer Qualifizierten weniger exponiert waren.

Für die Bewältigung der Belastung waren vor allem hinderlich: geringe soziale Unterstützung am Arbeitsplatz, hohe Arbeitsbelastung, Arbeiten in unsicherer Umgebung (zum Beispiel, wenn persönliche Schutzausrüstung fehlt), Ängstlichkeit und Burn-out.

Fehlende Schutzausrüstung war während der ersten Corona-Welle eine besondere Schwierigkeit – mit Auswirkungen auch auf die seelische Gesundheit der Beschäftigten. Mehr noch als präventive Verhaltensweisen werden Barrieremittel als Erweiterung der körpereigenen Verteidigungsfähigkeit wahrgenommen; ein Schutzschild, der das Virus aufhalten kann. In diesem Sinn ist die dauerhafte Verfügbarkeit von Schutzausrüstung entscheidend (auch) für die Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit.

In Anbetracht der Tatsache, dass Gesundheitssysteme während der Pandemie mit schwierigsten Bedingungen zu kämpfen hatten und haben, ist die damit verbundene emotionale und körperliche Erschöpfung beim Personal ein riesiges Problem. Wie häufig es auftritt, ist unterschiedlich. Die Studien weisen Zahlen zwischen 2,1 und 73,4% aus – abhängig vom Zeitpunkt der Erhebung und der untersuchten Einrichtung. Besonders hoch waren die Zahlen im stationären Bereich, in Notaufnahmen und überall dort, wo COVID-19-Patient*innen behandelt wurden.

Das Management sollte deshalb aus Sicht der Autor*innen Schulungen und technische Updates zu COVID-19 implementieren, für persönliche Schutzausrüstung und Beratungsdienste sorgen und unbedingt versuchen, überlange Arbeitszeiten zu vermeiden. Machen sich negative Folgen der Belastung bemerkbar, sollten diese schnell erkannt und die Betroffenen unterstützt werden.

Quellen

D’Ettorre G, Ceccarelli G, Santinelli L et al.: Post-traumatic stress symptoms in healthcare workers dealing with the COVID-19 pandemic: A systematic review. Int J Environ Res Public Health 2021; 18: 601.

NP-DE-MLV-BRFS-210007, Jul21