COVID-19: 100.000 anerkannte BKs in einem Jahr – manche mit langwierigen Folgen

Für viele ist COVID-19 kaum mehr als eine Erkältung – wenn sie denn überhaupt Symptome haben. Andere leiden auch Monate nach der Infektion noch unter anhaltenden Beschwerden. Ein Problem (auch) für die Berufsgenossenschaften.

2021 war ein Rekordjahr: über 226.000 Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit, gut 123.000 anerkannte Fälle. Schon 2020 war ein Ausnahmejahr gewesen; 2021 verdreifachte sich die Zahl der anerkannten Berufskrankheiten dann noch einmal. Ursache: die SARS-CoV-2-Pandemie. Bei etwa 100.000 der anerkannten BK-Fälle handelte es sich um COVID-19. Weil die allermeisten Erkrankungen ohne bleibende Folgen verlaufen, stieg die Zahl der zuerkannten Renten allerdings nur um 4,6 Prozent.

Das höchste Infektionsrisiko haben Menschen, die engen Kontakt zu Kranken haben. Zahlenmäßig war die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) deshalb am stärksten betroffen. Sie hat sich besonders intensiv mit der Pandemie und ihren Folgen auseinandergesetzt – vor allem mit Long-COVID und Post-COVID. Betroffene leiden unter anhaltenden Symptomen wie chronischer Erschöpfung, dem Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Atem-, Herz-Kreislauf- und anderen Beschwerden.

Die BGW und das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil haben zusammen den Post-Covid-Check (PCC) entwickelt; ein interdisziplinäres Versorgungsangebot für Versicherte, deren Symptome noch Monate nach der Infektion anhalten. Je nach individueller Symptomatik führt das Klinikum eine umfassende Diagnostik durch und gibt auf Basis der Befunde Behandlungsempfehlungen. Inzwischen bieten weitere berufsgenossenschaftliche Kliniken einen Post-Covid-Check an.

Zu den jungen Erkrankungen gibt es noch wenig evidenzbasierte Erkenntnisse. Aber die Versorgung wird besser. „Noch vor einem Jahr wussten wir quasi nichts über Post-COVID“, sagt Prof. Dr. Martin Tegenthoff, Direktor der Neurologischen Klinik am Bergmannsheil dem IPA-Journal. „Jetzt lernen wir fast täglich dazu.“ Nach seinen Erfahrungen tritt Post-COVID bei bis zu 10 Prozent der COVID-19-Erkrankten auf.

Um noch mehr über die Zusammenhänge zu lernen, untersucht das Institut für Prävention und Arbeitsmedizin (IPA) der DGUV jetzt gemeinsam mit der BGW und dem Universitätsklinikum Bergmannsheil in einer Längsschnittstudie den Immunstatus von Erkrankten. Mit Glück werden die Ergebnisse helfen, die Krankheiten besser zu verstehen sowie Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen anzupassen.

Quellen

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): Gesetzliche Unfallversicherung erkennt 2021 in mehr als 120.000 Fällen eine Berufserkrankung an. Pressemitteilung, 5.4.2022

Marschall V: COVID-10 überstanden und trotzdem nicht gesund? IPA-Journal 3/2021, S. 42–44




NP-DE-MLV-BRFS-220005, Mai 2022