COVID-19: Wer arbeitet am gefährlichsten?

Klar, Gesundheitsberufe haben ein hohes Infektionsrisiko (auch) mit COVID-19. Und wer noch?

Wer im Homeoffice sitzt, hat ein geringeres Ansteckungsrisiko als Menschen, die Face-to-face-Kontakten nicht aus dem Weg gehen können. Das weiß inzwischen jedes Kind. Aber welche Berufe genau sind betroffen – und welche Faktoren spielen im Einzelnen eine Rolle für das Infektionsrisiko? US-Forscher Michael Zhang hat Infektionsdaten des Bundesstaates Washington und Informationen zu beruflichen Tätigkeiten aus dem Occupational Information Network (O*NET) der amerikanischen Arbeitsbehörde verwendet, um mehr über die Zusammenhänge zu erfahren.

Ergebnis seiner statistischen Auswertung: Die 15 Tätigkeiten mit den höchsten Infektionszahlen sind allesamt Gesundheitsberufe. 4 der 5 häufigsten kommen aus dem zahnmedizinischen Bereich; hier ist das Risiko offensichtlich besonders hoch. Mit einem 2,71-fachen Risiko liegen auf dem ersten Platz Dentalhygieniker*innen, die bei professioneller Zahnreinigung und Parodontosebehandlung lange und intensiv an den Zähnen arbeiten. Wenig erstaunlich; weder Social Distancing noch Heimarbeit sind bei diesen Tätigkeiten möglich.

Unter nicht-medizinischem Personal waren vor allem Flugbegleiter*innen, Feuerwehr und Friseur*innen betroffen. Auch für Personal in Kindergärten und Gefängnissen lag das Infektionsrisiko mindestens doppelt so hoch wie für die Allgemeinbevölkerung. Supermarkt-Angestellte, die hierzulande viel Aufmerksamkeit erfahren, waren hingegen nicht unter den 30 am meisten betroffenen Beschäftigungen; die üblichen Barrieremaßnahmen scheinen sie einigermaßen zu schützen.

Die statistische Analyse der Tätigkeitsmerkmale zeigt, dass besonders zwei Faktoren darüber entscheiden, welche Berufe das höchste Risiko haben: die Häufigkeit der Exposition gegenüber Infizierten (r = 0,66; p = 0,001) und die körperliche Nähe zu anderen Menschen (r = 0,64; p = 0,002). Beide zusammen erklären 47,5% der Unterschiede im Berufsrisiko.

Quellen

Zhang M: Estimation of differential occupational risk of COVID-10 by comparing risk factors with case data by occupational group. Am J Ind Med 2021; 64: 39–47.

 

NP-DE-MLV-BRFS-210005, Mai 2021