Lungenkrebs: Welchen Anteil haben Chrom und Nickel?

Hexavalentes Chrom (Cr(VI)) und Nickel sind als kanzerogen eingestuft. Wie wirkt sich das auf das Lungenkrebs-Risiko aus? 

Die internationale Bevölkerungsanalyse SYNERGY hat Daten von 14 Fall-Kontroll-Studien aus Europa und Kanada mit fast 17.000 Lungenkrebs-Fällen und knapp 21.000 Kontrollen zusammengetragen. Mit einer Job-Expositions-Matrix wurde die durchschnittliche Exposition für jeden Beruf sowie für jede Studienteilnehmer*in einzeln geschätzt. Eine wichtige Differenzierung, um die Auswirkungen der vielfältigen Substanzen, die etwa in Schweißrauch zusammenkommen, möglichst einzeln beurteilen zu können und damit ein Problem bisheriger Studien zu vermeiden.

Männer in der höchsten Quartile der kumulativen Exposition gegenüber Cr(VI) hatten eine Odds Ratio (OR) von 1,32 für Lungenkrebs gegenüber Nicht-Exponierten, für Nickel betrug die OR 1,29. Am deutlichsten waren die Zahlen für Plattenepithel- und kleinzellige Lungenkarzinome. Je länger die Exposition andauerte, desto höher schätzte das Modell das Lungenkrebs-Risiko der Betroffenen, und es zeigte sich eine lineare Expositions-Wirkungs-Beziehung. Das Erkrankungsrisiko erreichte seinen Gipfel 10 bis 19 Jahre nach Ende der Exposition, danach sank es langsam wieder.

Auch für exponierte Frauen zeigte sich ein erhöhtes Lungenkrebs-Risiko, wegen der selteneren beruflichen Exposition weiblicher Beschäftigter sind bei ihnen die Zahlen jedoch nicht ganz so eindeutig.

Ob eine Exposition gegenüber Nickel plus Cr(VI) das Risiko stärker erhöht als ein additiver Effekt vermuten lässt, vermag die Studie nicht zu sagen; meist besteht eine simultane Exposition, sodass die Effekte schwer auseinanderzuhalten sind.

Für den weiteren starken Risikofaktor Zigarettenrauchen ist jedoch eindeutig: Für aktuelle Raucher*innen, frühere Raucher*innen und lebenslange Nichtraucher*innen erhöht sich das Risiko durch eine berufliche Nickel- und/oder Cr(VI)-Exposition jeweils (weiter). Rauchen und Metallexposition zusammen wirkten dabei mehr als additiv, die Effekte verstärkten sich also gegenseitig.

Cr(VI)-exponiert sind vor allem Beschäftigte der Stahlindustrie bei der Verarbeitung von Roheisen und der Bearbeitung von rostfreiem Stahl, außerdem entstehen hohe Expositionen beim Spritzlackieren, Hartverchromen und Schweißen. Nickel kommt an vielen industriellen Arbeitsplätzen vor. Besonders hohe Expositionen treten bei der Herstellung von Nickellegierungen und Batterien auf.

Teilnehmer*innen der SYNERGY-Studie hatten überwiegend niedrige Metall-Expositionen; die Risikoschätzungen bewegen sich deshalb im Niedrigdosisbereich. Einzelne Beschäftigte haben also vermutlich ein noch deutlich höheres beruflich bedingtes Lungenkrebs-Risiko.

Quellen

Behrens T, Ge C, Vermeulen R et al.: Occupational exposure to nickel and hexavalent chromium and the risk of lung cancer in a pooled analysis of case-control studies (SYNERGY). Int J Cancer 2022 Sep 2. doi: 10.1002/ijc.34272. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijc.34272

 

NP-DE-MLV-BRFS-220012, Dez. 2022