MS am Arbeitsplatz: oft verheimlicht

Multiple Sklerose stellt Betroffene vor große Herausforderungen – auch am Arbeitsplatz. Nicht alle bekommen angemessene Unterstützung.

Multiple Sklerose (MS) beginnt oft im jungen Erwachsenenalter. Viele Betroffene starten zu dieser Zeit beruflich gerade richtig durch. Die Diagnose verschweigen die meisten am Arbeitsplatz, solange Symptome für Außenstehende nicht erkennbar sind – aus Angst vor Diskriminierung, Mitleid oder Jobverlust. Ein italienisches Forschungsteam hat den Stand der Forschung zu den Auswirkungen der Erkrankung auf das Arbeitsleben in einem Scope-Review zusammengetragen.

Die Autoimmunkrankheit wirkt sich sehr direkt aus. Angestellte mit MS haben mehr als viermal so viele Fehltage wie andere Beschäftigte, verdienen häufig weniger, gehen früher in den Ruhestand und müssen auch sonst finanzielle Nachteile in Kauf nehmen – oft übrigens schon Jahre bevor die Diagnose feststeht. MS-Kranke mit primär progredienter Verlaufsform sind in der Regel noch stärker betroffen.

Neben Problemen wie kognitiven Einschränkungen, neuropsychiatrischen Symptomen und Fatigue hängt die Arbeitsprognose auch vom Umgang damit am Arbeitsplatz ab. Häufig gibt es wenig Bereitschaft, die Arbeitsbedingungen flexibel den Einschränkungen anzupassen. Als schwierig benannt werden zum Beispiel lange Dienstreisen, besonders stressige Tätigkeiten, feindlich gesonnene Vorgesetzte und starre Dienstpläne. 60% derer, die ihren Job weiter ausüben, berichten von Anpassungen am Arbeitsplatz – zum Beispiel flexiblen Arbeitszeiten, Gedächtnisstützen, schriftlichen Arbeitsanleitungen und zusätzlicher Zeit, um Aufgaben zu erledigen. 

Fast ein Drittel jener, die im Job verbleiben, sind unzufrieden dort. 20 bis 30% ist nicht wohl dabei, Kolleg*innen über die Diagnose zu informieren, und 40% teilten sie nicht einmal der Betriebsärztin/dem Betriebsarzt mit. Ein Viertel der Betroffenen fühlt sich stigmatisiert – und das Stigma wirkt sich direkt auf die arbeitsbezogene Lebensqualität aus.

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass sich bei der Prävalenz ungünstiger beruflicher Outcomes viel verbessert hätte, schlussfolgert das Forschungsteam. Es sieht hier noch großen Forschungs- und Handlungsbedarf.

Quellen

Vitturi BK, Rahmani A, Dini G et al.: Occupational outcomes of people with multiple sclerosis: a scoping review. BMJ Open 2022; 12: e058948

 

NP-DE-MLV-BRFS-230004, Apr. 2023