Ambulante Pflege und betriebliche Gesundheitsförderung: eine schwierige Liaison?

Viele Firmen bieten ihrem Personal umfangreiche Gesundheitsförderung. Wie geht das in der ambulanten Pflege, wo die Beschäftigten den ganzen Tag unterwegs sind und unregelmäßige Zeiten haben?

Pflege ist in Deutschland ein großes Thema: Die Arbeitsbedingungen sind verbesserungswürdig, und infolge des demografischen Wandels steigen sowohl der Bedarf an Personal als auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten. Wie steht es um die Gesundheit der Pflegenden?

Während es zu Pflegepersonal in Kliniken, Pflegeheimen und ähnlichen Einrichtungen einige Forschung gibt, weiß man über die ambulante Pflege recht wenig. Eine arbeitsmedizinische Studie hat jetzt 30 Beschäftigte in verschiedenen Städten in qualitativen Interviews befragt. Thema: betriebliche Gesundheitsförderung.

Die ist in ambulanten Pflegediensten schwierig zu organisieren. Die Beschäftigten haben unregelmäßige Arbeitszeiten, sind den ganzen Tag unterwegs und viele haben danach noch eine Familie zu versorgen. Erfahrung hatten die Befragten denn auch vor allem mit Angeboten wie Obstkörben am Arbeitsplatz und Zuschüssen für Fitnessstudios. Von anderen Arbeitsstätten kannten sie auch Kurse wie Rückenschulen.

Tatsächlich fänden die meisten Befragten Maßnahmen zur Förderung körperlicher Bewegung gut, außerdem wünschten sie sich gemeinsame Aktivitäten und Anleitung in Entspannungstechniken. Als größte Hindernisse sahen sie den Zeitmangel und die Tatsache, dass Angebote fast immer in der Freizeit vorgesehen waren. Sie hätten lieber Maßnahmen während der Arbeitszeit – und würden diese nach eigenen Angaben dann auch eher nutzen.

Betriebliche Angebote wie Rückentraining, Schulungen zum ergonomischen Arbeiten und Resilienz- Interventionen konnten in Studien den subjektiven Gesundheitszustand von Pflegenden verbessern und die Zahl krankheitsbedingter Fehltage reduzieren. Auch sonst sind Schulungen zu gesundem Verhalten sinnvoll und können die beiden am häufigsten genannten Beschwerden angehen: Erkrankungen des Bewegungsapparats und Stressfolgen. Stressreduktion kann außerdem den unter Pflegenden verbreiteten Präsentismus verringern und so der Chronifizierung von Beschwerden vorbeugen. Gut fänden die Autor*innen der Studie auch regelmäßige Kommunikationstrainings.

Viele gute Ansätze. In der Praxis hat es sich allerdings bewährt, nicht alle auf einmal anzugehen. Denn Teilnehmende finden es in der Regel schwierig, mehrere Ziele gleichzeitig im Blick zu behalten, und die zeitlichen Ressourcen sind ja begrenzt. Also am besten schauen, welche Intervention am dringendsten ist – und die dann möglichst während der Arbeitszeit anbieten. Das muss nicht aufwändig sein; schon fünf Minuten täglich haben bei Pflegepersonal etwa zu einem deutlich verringerten Stressempfinden geführt. Wird dann noch besser darauf geachtet, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen eingehalten werden, ist schon mit wenig Aufwand ein guter Anfang gemacht. 

Quellen

Mojtahedzadeh N, Bernburg M, Rohwer E et al.: Health promotion for outpatient careworkers in Germany. Healthcare 2022; 10: 1148 

 

NP-DE-MLV-BRFS-230001, Jan. 2023