Ganzkörper-Vibrationen: erhöhtes Risiko für Frühgeburt

Eine Studie aus Schweden legt nahe, dass eine hohe Vibrationsexposition am Arbeitsplatz für Schwangere vermieden werden sollte.

Immer häufiger üben Frauen Berufe aus, die früher als typische Männerjobs galten – und es ist inzwischen ganz normal, sie zum Beispiel in der Landwirtschaft oder am Steuer eines Lkw zu sehen, oder (seltener) auch einmal auf dem Bau. Meist handelt es sich um jüngere Frauen; es kann also durchaus sein, dass auch Schwangere auf einem Traktor oder als Busfahrerin Ganzkörper-Vibrationen ausgesetzt sind.

Ein vielleicht junges, aber nicht unerhebliches Problem für die Arbeitsmedizin, denn man weiß noch recht wenig darüber, wie sich die Vibrationen auf die Schwangerschaft auswirken. Bisherige Studien und EU-Grenzwerte beziehen sich vor allem auf Beschwerden im unteren Rücken. Eine schwedische Studie bestätigt nun erste Hinweise, dass eine ausgiebige Exposition auch das Risiko für eine Frühgeburt erhöht.

Die landesweite prospektive Kohortenstudie mit mehr als einer Million Einlingsgeburten der Jahre 1994 bis 2014 inkl. Daten zur Vibrationsexposition (Job-Exposure-Matrix) fand heraus: Frauen mit einer Vollzeitstelle an einem entsprechenden Arbeitsplatz und höchstens 45 Tagen Abwesenheit vom Arbeitsplatz hatten ein 1,38-faches Risiko für eine Frühgeburt – und zwar schon ab einem Expositionslimit von 0,5 m/s2, also deutlich unter dem EU-Grenzwert von 1,5 m/s2.

Wie genau Vibration und Frühgeburt zusammenhängen, ist nicht klar. Tierversuche deuten darauf hin, dass Progesteron- und Prostaglandin-Spiegel abnehmen, wie auch die Durchblutung des Uterus, während Corticosteroid-Konzentrationen steigen.

Die Schlussfolgerung der Autorinnen und Autoren: Es könnte ratsam sein, eine starke Vibrationsexposition am Arbeitsplatz für alle Schwangeren zu vermeiden und mittelstarke Expositionen zumindest für Risikoschwangerschaften – wenn nicht für alle. Der Weg zur Arbeit in vibrierenden Bussen, Bahnen, Autos oder auch auf dem Fahrrad sei übrigens mit der stundenlangen Exposition am Arbeitsplatz nicht zu vergleichen. 

Quellen

Skröder H, Pettersson H, Norlén F et al.: Occupational exposure to whole body vibrations and birth outcomes – A nationwide cohort study of Swedish women. Sci Total Environ 2021; 751: 141476

NP-DE-MLV-BRFS-210010, Sep. 2021