Prekäre Beschäftigung: schlecht für die Gesundheit

Kurzer (oder kein) Vertrag, schlechte Arbeitsbedingungen, geringer Lohn: Wer so arbeitet, hat nicht nur soziale und finanzielle Probleme, sondern häufig auch gesundheitliche.

Prekäre Beschäftigung meint Arbeitsverhältnisse mit schlechter Beschäftigungsqualität. Zwar gibt es keine einheitliche Definition, was genau unter „prekär“ fällt, aber üblicherweise sind Bedingungen wie befristete Verträge, geringes Einkommen sowie mangelnde rechtliche und soziale Sicherheit gemeint. Prekäre Beschäftigung wird zunehmend als Ursache (auch) für schlechte Gesundheit anerkannt – sowohl für Einzelne als auch für Familien und Gesellschaften. Eine schwedische Studie bestätigt diesen Zusammenhang.

Die Querschnittstudie wurde im Rahmen des Projekts Precarious Employment in Stockholm (PREMIS) durchgeführt. Die Prekarität wurde mit der schwedischen Version der Employment Precarious Scale (EPRES-Se) erfasst und in gering, mäßig oder hoch eingeteilt. Ihren Gesundheitszustand schätzten die Teilnehmer*innen selbst ein. Das Stockholmer Team wertete dann aus: Wie wirkt sich der Grad der prekären Beschäftigung aus auf:

  • die allgemeine Gesundheit? 
  • die psychische Gesundheit? 
  • Schmerzen des Bewegungsapparats? 

Innerhalb des Erhebungszeitraums von November 2016 bis Mai 2017 gingen die Daten von 401 Beschäftigten in die Studie ein. Die Prävalenz schlechter allgemeiner und psychischer Gesundheit stieg mit zunehmender Prekarität (Prävalenz-Ratio [PR] für mäßige Prekarität 1,44 bzw. 1,13, für hohe Prekarität 1,78 bzw. 1,69), der Unterschied war allerdings nur für hohe Prekarität statistisch signifikant.

Die aktuelle Studie (die erste dieser Art in Schweden) bestätigt vorangegangene Untersuchungen aus Spanien, in denen die Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf die Gesundheit allerdings noch markanter waren – vermutlich wegen der länderspezifischen Unterschiede in der sozialen Absicherung. Europäische Daten zeigen einen ähnlichen Zusammenhang.

Keine Unterschiede ergab die schwedische Studie bei Schmerzen des Bewegungsapparats – im Gegensatz zu anderen Erhebungen aus Europa und Brasilien. Vielleicht, so die Autor*innen, liegt das daran, dass die prekär Beschäftigten in Schweden meist jünger sind und sich Auswirkungen auf das Muskel-Skelett-System bei ihnen (noch) nicht so bemerkbar machen.

Klar wird in allen Studien: Prekäre Beschäftigung wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit der Beschäftigten aus; mindestens auf die allgemeine und die psychische Gesundheit. Das gilt auch in Ländern mit einem guten sozialen Sicherungssystem und relativ geringer Arbeitslosigkeit wie Schweden – und dürfte auch in Deutschland kaum anders sein.

Quellen

Jonsson J, Matilla-Santander N, Kreshpaj B et al.: Precarious employment and general, mental and physical health in Stockholm, Sweden: a cross-sectional study. Scand J Public Health 2021; 49: 228– 236

NP-DE-MLV-BRFS-220002, Feb. 2022