MS am Arbeitsplatz: oft verheimlicht

Vor allem Nachtarbeitende haben häufiger Schmerzen im unteren Rücken. Warum eigentlich? 

Schichtarbeitende leben ungesund; zahlreiche Studien fanden erhöhte Risiken für koronare Herzkrankheit, Diabetes Typ 2, Schlaganfall, psychische Erkrankungen, Brustkrebs und andere Erkrankungen. Das ist nicht zuletzt deshalb bedeutend, weil etwa 20 Prozent der Arbeit im Schichtdienst geleistet wird – die Auswirkungen also sehr viele Menschen betreffen. Ebenfalls sehr häufig sind Schmerzen im unteren Rücken (LBP). Wirkt sich Schichtdienst auch hier aus?

Eine Meta-Analyse sagt: Ja. Die Ergebnisse aller 40 Originalstudien zusammengezählt, die in das Review eingingen, betrug die Odds-Ratio (OR) für LBP bei Schichtarbeitenden 1,31. Besonders Nachtarbeit hatte deutliche Auswirkungen (OR 1,49), Wechselschichten allein machten keinen Unterschied (OR 0,96). Unter den verschiedenen Berufsgruppen war der Gesundheitsdienst besonders betroffen (OR 1,40).

Zu den möglichen Ursachen gibt es spannende Hypothesen. So zeigen Analysen der Gewebephysiologie sowie Mausmodelle, dass Störungen des zirkadianen Rhythmus sich direkt auf die Bandscheiben auswirken – bis hin zu degenerativen Veränderungen. Auch das häufigere Vorkommen von Übergewicht bei Nachtarbeitenden könnte Rückenprobleme begünstigen. Und: Wer über längere Zeit Nachtschichten schiebt, hat eine niedrigere Knochendichte und ein erhöhtes Risiko für Frakturen.

Möglicherweise spielen all diese Faktoren zusammen – und vielleicht noch weitere, bislang unbekannte Gründe. Beim Gesundheitspersonal kommt dazu, dass es besonders häufig übergewichtig ist und die Arbeit den Rücken sehr fordert (zum Beispiel Heben und Wenden von Patient*innen in gebeugter Haltung) – beides gilt vor allem für Pflegepersonal.

Für die Arbeitsmedizin heißt es in jedem Fall: Bei Schichtarbeit auch an den Rücken denken – und spätestens (!) bei den ersten Symptomen an präventive Maßnahmen.

Quellen

Chen HM, Huang PY, Chuang HY et al.: Association of low back pain with shift work: A meta-analysis. Int J Environ Res Public Health 2023; 20: 918

 

NP-DE-MLV-BRFS-230006, Jun. 2023